„10,50 € bitte“, sagte der gefühlsechte Typ an der Kasse, als wir ausnahmsweise zu dritt das Krabbelparadies betraten. „Ganz schön teuer“, beschwerte sich Paula, die zum ersten Mal dabei war. Ich schlug ihr vor, das hohe Eintrittsgeld der Ersparnismöglichkeit an der Kaffeekasse des Vertrauens gegenüberzustellen. Zudem gebe es hier Windeln und diversen Baby-Nippes kostenlos, womit auch das Kind angehalten wäre, das Eintrittsgeld vom Soll- in den Haben-Bereich zu fäkalieren. Wir betraten die Schaumstoffmatte und plötzlich wurden wir angestarrt, als wäre dies Bradley Coopers erster öffentlicher Auftritt mit seiner neuen Partnerin (also der Leipziger Bradley Cooper, also Sebastian Krumbiegel). Eltern, die zu zweit zur Krabbelgruppe kommen, zünden sich auch Zigaretten mit Geldscheinen an, denkt man. Ein Elternteil könnte doch jetzt schlafen, aufräumen oder mal aufs Klo zum Instagram-Scrollen. Jamila mit dem kleinen Elmo winkte zu mir rüber. „Kennst du die?“, fragte Paula. Ich erklärte ihr, dass sie jeden Montag hier und dass ihr Kind eines der wenigen übergriffigen sei. Die Mütter gaben sich die Hand. „Gucki mal, Elmo-Mausi, deine kleine Mäusefreundin hat die Mami mitgebracht“, sagte Jamila zu Paula. „Ja, ich wollte mir das auch mal anschauen“, antwortete Paula. Jamila drehte sich fragend in meine Richtung und sagte: “Der Elmo versteht Selmas Mama gar nicht“. Ich flüsterte Paula zu: „Paula, bei KAWI-KIDS reden wir indirekt miteinander. Du musst über Selma zu Jamila sprechen, sonst versteht sie dich nicht“. „Hä?!“, fragte sie entgeistert. „Ja, ist irgendwie schräg, aber wenn du das nicht machst, bist du hier sehr einsam und ich sage dir: Zwei KAWI-Stunden ohne Elterngespräche sind wie fünf Stunden Zahnarztwartezimmer“. Ich übernahm: „Ja, Selmas Mama hat heute Zeit und da hat sich die Selma gewünscht, dass die Mama auch mal mitkommt“. Und dann ging es auch schon in den skurril indirekten Smalltalk über, dass der Elmo sich so dolle freuen würde, wenn Mamis mitkämen und dass Dschennys Mama sich im Bällebad eine Bindehautentzündung geholt hätte. Ich sagte, dass Selma der Mama von Dschenny gute Besserung wünscht und machte ein betroffenes Gesicht in die Gruppe. Aber Paula war schon nicht mehr da. Ich sah nur noch, wie sie durch die Ausgangstür huschte. Whatsapp meldete sich: ‚Da wird Selmas Papa wohl montags wieder alleine zu KAWI gehen müssen. Bis nachher, Paula‘
*Namen der Beteiligten geändert